New York mit all seinen Sehenswürdigkeiten war für mich als fotografisch denkendem Menschen immer ein Wunschziel. Und so planten meine Frau und ich auf unserer ersten USA-Reise 1991 einen knapp einwöchigen Stopp am Hudson und East-River ein. Danach folgten zwei kurze Geschäftsreisen in den 1990er Jahren; und dann kam eine lange Pause! – Erst 2017 entschloss ich mich zu einer einwöchigen und doch wieder viel zu kurzen Fotoreise, von der ich heute eine Serie von Street-Fotos zeige (andere Bild-Serien folgen in den nächsten Monaten). Die Liste der Sehenswürdigkeiten, die ich mir dabei mit meinen 70 Jahren physisch noch zutraute, war deutlich kürzer als meine fotografische Wunschliste, die bis heute offen blieb.

Die Reise von 2017 fiel in die erste Amtszeit von Donald Trump, doch von der heutigen, allgegenwärtigen Dominanz der Republikaner in den Vereinigten Staaten war zu jener Zeit in dieser brodelnden Stadt noch nichts zu spüren. Doch eine Reise ausgerechnet jetzt? Sollte man die längst nicht mehr „Vereinigten Staaten von Amerika“ nicht grundsätzlich meiden? Schon aus weltanschaulichen Gründen?
Ganz ehrlich, die Entwicklung der Beziehungen zwischen den USA und dem Rest der Welt lassen mich zweifeln. Wer jüngst den einstudierten Jubel der Trumpisten und ihrer Mitläufer im Kongress in Washington sah, als Trump mit selbstzufriedenem Grinsen darlegte, wie er die demokratischen Werte seines Landes in die Tonne treten will, dem dürfte die Freude auf eine Begegnung mit jenen Amerikanern vergehen, die dem Rest der westlichen Welt die Vorstellung Trumps und seiner Milliardärs-Lakaien von einer „neuen Welt“ aufzwingen wollen. Müsste man nicht all jenen rechtsextremen Republikanern und aufstrebenden Faschisten, die für die Werte einer liberalen europäischen Gesellschaft nur Verachtung übrig haben, eigentlich den Mittelfinger zeigen!

Doch New York ist für mich anders. Natürlich ist diese gewaltige Stadt keine Insel der Glückseligen. Und doch ist NYC in den USA einer der Orte, die die alten Werte westlicher Demokratien noch hoch halten. Die Stadt ist mehr denn je der Schmelztiegel für Zuwanderer aus aller Welt; sie ist – trotz des wachsenden Drucks der Trumpisten – jene quicklebendige, hyperaktive Metropole geblieben; ein dominierendes Zentrum der Wirtschaft und Finanzwelt und zugleich ein Zentrum für kulturelle Entwicklungen und Strömungen, die in die ganze Welt ausstrahlen.

Deshalb ist NYC für mich noch immer eine Reise wert! Sicher haben die Demokraten bei der jüngsten (und hoffentlich nicht letzten) Präsidentschaftswahl 2024 auch hier Federn lassen müssen. Doch immerhin gewann Kamala Harris in Manhatten gegen Trump mit 80.8 zu 17,24 Prozent, in Brooklyn mit 71 zu 27 Prozent oder in der Bronx mit knapp 72 zu 27 Prozent. Insgesamt lag ihr Vorsprung für die gesamte Stadt (68,1 Prozent zu 30 Prozent) bei fast 40 Prozent im Vergleich zu 50 Prozent bei Joe Bidens Wahl 2020.

Analysten führen diese Verschiebung auf wirtschaftliche Unzufriedenheit, steigende Mieten und Fehler der örtlichen, demokratischen Führung zurück. Auch die provokative Einwanderungsmasche der republikanisch kontrollierten Südstaaten, die in den vergangenen zwei Jahren massenhaft Migranten von der mexikanischen Grenze in demokratisch regierte Metropolen verschoben, trug zur Wählerverlagerung bei. Die bereits überbevölkerte Stadt ist konfrontiert mit einem Zustrom von Asylsuchenden, den sie kaum bewältigen kann? Seit Beginn der jüngsten Einwanderungswelle haben über 223.000 Migranten New York erreicht. Das entspricht etwa 20 Prozent der Wohnbevölkerung Manhattans. Aktuell unterstützt die Stadt über 58.000 Migranten in Notunterkünften.

Was ich 2017 in Big Apple sah.

Manhattan: Das pulsierende Herz

New York City ist mit knapp 9 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt der USA. In ihrem Zentrum liegt Manhattan, die Insel zwischen Hudson und East River, die berühmt ist für ihre Wolkenkratzer, Sehenswürdigkeiten und ihre unerschöpfliche Lebendigkeit. Ich konzentrierte mich bei meiner 7tägigen Fotoreise auf diesen Teil der Stadt sowie auf Brooklyn und Randgebiete der Bronx. Da ich Anfang Oktober reiste und unmittelbar vor meiner Landung ein heftiger Hurricane die Stadt überflutet hatte, lagen die Tagestemperaturen in den tiefen Häuserschluchten überwiegend im erträglichen Bereich.

Manhattan ist nicht nur das wirtschaftliche, sondern auch das kulturelle und architektonische Zentrum. Mit seinen oft transparenten Hochhäusern, berühmten Museen wie dem Metropolitan Museum of Art, dem Museum of Modern Art (MOMA) und natürlich mit der Neuen Galerie von Ronald Lauder, in der die berühmtesten Gemälde von Gustav Klimt (darunter die 135 Millionen Dollar teure „Adele“) hängen – sowie mit weltbekannte Wahrzeichen wie dem Empire State Building oder dem Central Park – zieht dieser Stadtteil Millionen von Besuchern an. Die Vielfalt der Viertel – vom eleganten Upper East Side über das hippe SoHo bis hin zum geschäftigen Financial District mit der Wall Street – zeigt die Vielschichtigkeit dieser Stadt.

Broadway: Die große Bühne der Welt

Der Broadway ist Synonym für Theater, große Inszenierungen und spektakuläre Shows. Die knapp 21 Kilometer lange Straße durchquert Manhattan von Süden nach Norden und bildet das Zentrum der Theaterszene mit dem berühmten Broadway-Theaterviertel. Hier laufen Klassiker wie „Der König der Löwen“, „Hamilton“ oder „The Phantom of the Opera“ – aber stets auch Neuproduktionen mit Weltstars in den Hauptrollen, die jedes Jahr Millionen von Menschen aus aller Welt anziehen. Ein Besuch in einem der zahlreichen Theater ist ein Muss für jeden, der die Magie der Bühne erleben möchte. Nicht zu vergessen sind die zurecht berühmte Metropolitan Opera oder die Carnegie Hall
Times Square: Das funkelnde Herz der Stadt
Der Times Square ist wohl einer der bekanntesten Plätze der Welt. Gigantische LED-Werbebildschirme, leuchtende Reklametafeln und ein unablässiger Strom von Menschen verleihen diesem Ort vor allem an den Abenden eine fast surreale Atmosphäre. Tagsüber ist er ein beliebter Treffpunkt für Touristen, während er nachts zu einem Lichtermeer wird. Besonders spektakulär ist der Times Square an Silvester, wenn sich Hunderttausende versammeln, um das berühmte Ball Drop-Event zu erleben.

Williamsburg – Zentrum jüdischer Orthodoxie

Williamsburg, ein Stadtteil im Norden von Brooklyn, ist bekannt durch seine bedeutende chassidische jüdische Gemeinde, die das Viertel maßgeblich geprägt hat. Die jüdische Präsenz in Williamsburg begann im frühen 20. Jahrhundert mit der Ansiedlung deutscher Juden. In den 1930er Jahren flohen zahlreiche europäische Juden vor dem Nationalsozialismus nach Williamsburg und gründeten eine chassidische (ultraorthodoxe) Enklave. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Gemeinde weiter an, insbesondere durch Überlebende des Holocaust, die sich hier niederließen. Die Satmarer Chassidim, eine ultraorthodoxe jüdische Gruppierung, etablierte sich als eine der dominierenden Gemeinschaften im Viertel.

New Yorks Brücken und das Wasser

Nicht zu vergessen sind natürlich New Yorks zahlreiche und gewaltige Brückenbauten, die man natürlich bei einer Bootsrundfahrt um Manhattan wunderbar vom Wasser von Hudson und East-River bewundern kann. Und dann natürlich diese Flüsse selbst, die an vielen Stellen ein New York zeigen, wie man es vermutlich noch nie gesehen hat. (Bilder dazu in einer späteren Folge). Spaziergänge durch den Meatpacking District oder den High Line-Park bieten ebenfalls Einblicke in ein NYC bis ins 19. Jahrhundert (auch dazu später Bilder und einen Blog)
Ich hoffe, mit dieser langen Einführung Ihr/Euer Interesse gefunden zu haben.

Die erste Bilderserie zum Thema New York finden Sie, findet Ihr hier.

https://www.licht-und-schatten.eu/projekt/street-new-york-2/

Und wenn Ihr/Sie Anregungen, Kritik oder andere Kommentare loswerden möchtet (die immer willkommen sind), schreibt mir bitte