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Indische Frauen gelten als besonders schön. Neun Mal erhielten sie in den vergangenen Jahrzehnten den Titel „Miss World“ oder „Miss Universe“. Indische Frauen haben sich erfolgreich in großen Wirtschaftsunternehmen profiliert und sind im Management ebenso erfolgreich, wie in der Wissenschaft. In den USA schaffte die Halb-Inderin Kamala Harris 2020 den Aufstieg zur Vizepräsidentin und vier Jahre später sogar zur Präsidentschaftskandidatin der Demokraten. Im Ausland treten junge Inderinnen heute selbstbewusst in der Öffentlichkeit auf. Sie arbeiten in verantwortungsvollen Positionen, auch in internationalen, politischen Organisationen.

In Indiens Metropolen, wie in Mumbai (früher Bombay), Neu Delhi, Chennai (Madras) oder dem früheren Bangalore zeigen sich Frauen aller Altersklassen öffentlich gleichberechtigt, ob in traditionell indischer oder westlicher Bekleidung. Frauen aus höheren Einkommensklassen steuern selbstverständlich ihr Auto oder werden von ihrem Chauffeur gefahren. Doch außerhalb des öffentlichen Scheinwerferlichts ist die Lage für Frauen und Mädchen auf dem Subkontinent alles andere als rosig. Im Vergleich zur männlichen Konkurrenz sind Mädchen und Frauen vor allem in ländlichen Regionen auch im 21. Jahrhundert viel zu häufig „zweite Wahl“.

Frauen in Indien eine Minderheit

Das zeigt sich bereits bei einem ersten Blick auf die Statistik des bevölkerungsreichsten Landes der Erde. Auf dem Subkontinent gibt es weniger Frauen als Männer. Während in fast allen Ländern der Welt, auch in ärmeren Schwellenländern, die Zahl der Frauen stets die der Männer leicht übersteigt (wofür meist biologisch-medizinische Faktoren verantwortlich gemacht werden), sind in Indien mit seinen mehr als 1,4 Milliarden Menschen nur 48,4 Prozent weiblich.

Frauen sind also in der Minderheit, obwohl laut Statistik deren Lebenserwartung in nahezu allen Bundesstaaten durchschnittlich um drei Jahre über der der Männer liegt. Einzig der Südwest-indische Staat Kerala, der lange von den Kommunisten regiert wurde, hat einen Frauenüberschuss und eine fast hundertprozentige Alphabetisierungsrate. Bemerkenswert: Überall dort, wo historisch Matriarchate dominieren, ist auch die Lage der Frauen stabiler.

Vorsicht vor Statistiken

Doch Statistiken auf dem Subkontinent sind nur mit Vorsicht zu genießen. Das trifft umso mehr zu, wenn es um Verbrechen gegen Frauen geht. So wurden in den 2020er Jahren nach offiziellen Angaben in ganz Indien etwa 450 000 Straftaten pro Jahr gegen Frauen registriert, mit zunehmender Tendenz. In Deutschland mit seinen 80 Milionen Einwohnern waren es 2023 Zum Vergleich etwa 180 000 Fälle häuslicher Gewalt durch Männer. Umgerechnet auf die Gesamtbevölkerung Indiens müssten dort also mindestens 3,15 Millionen Straftaten gegen Frauen pro Jahr gemeldet werden. Dass Indien mit seiner 17,5 Mal höheren Einwohnerzahl rechnerisch erheblich weniger Straftaten gegen Frauen registriert haben soll, muss daher stark bezweifelt werden.

Sehr häufig werden Gewalttaten gegen Frauen in Indien gar nicht erst angezeigt. Oder sie werden von den Behörden niedergeschlagen, bevor es zu einer Anklage kommt. In ländlichen Gemeinschaften werden manche Verbrechen, einschließlich der Frauen-Morde, sogar mit Wissen von sogenannten Dorfräten begangen, berichten indische Medien. In den meisten gemeldeten Fällen werden Mädchen und Frauen von ihren Ehemännern und ihren Schwiegermüttern wegen einer nach Ansicht der Täter zu geringen Mitgift ermordet. Die gilt, trotz eines gesetzlichen Verbots aus den 1960er Jahren im ganzen Land bis heute noch immer als wichtiger Bestandteil von Eheverträgen.

“Das indische Strafrecht schützt Frauen theoretisch. Doch in der Realität werden sie von der Polizei, vom System und der Gesellschaft im Stich gelassen.” (Vinda Grover, Menschenrechtsanwältin)

Tausende Dowry-Morde jedes Jahr

Offiziell wurden 2021 in ganz Indien nach amtlichen Zahlen 6 589  Mitgift-Morde registriert. Auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet, wären das allein schon etwa drei Mal so viele Femizide, wie in Deutschland. Doch vermutlich liegt die Zahl der Frauenmorde aus Habgier oder sogenannte Ehrenmorde indischen Medien zufolge deutlich über den amtlichen Zahlen. Die meisten Gewalttaten werden aus Nordindien berichtet. Schon vor 40 Jahren machten Berichte aus der Hauptstadt Neu Delhi Schlagzeilen, wo innerhalb eines Jahres 1300 Dowry-Morde registriert wurden.

„Es gibt eine stille, aber sehr reale Gewalt gegen Frauen – in der Politik, in der Gesellschaft, in der Familie. Und sie ist überall sichtbar, wenn man nur hinschaut.“ (Arundhati Roy, Schriftstellerin und Aktivistin. Booker Prize für “Der Gott der kleinen Dinge”)

Mädchen und Frauen wurden und werden in Indien traditionell benachteiligt. Die Gesellschaft ist im Norden stark patriarchalisch geprägt. Mädchen gelten mit ihrer Geburt als Belastung für die Familien. Mäner dagegen haben besonders auf dem Land den Rang des „Ernährers“ und Jungen sind die „Stammhalter“. Frauen werden auf ihre Rolle als Ehefrau und Mutter reduziert. Entscheidungen – ob über Ausbildung, Ehe oder Beruf – treffen Väter und Ehemänner.

Weibliche Kindstötung schon vor der Geburt

Die schonungslose Benachteiligung der Mädchen beginnt auf dem Land, wo etwa 70 Prozent aller Inder wohnen, oft schon vor der Geburt. Weibliche Kindstötung und selektive Abtreibung waren auf dem Subkontinent noch vor wenigen Jahren – ähnlich wie in China – an der Tagesordnung. Das traurige Schicksal hunderttausender  weiblicher Föten war mit dem Auftauchen geschlechtsspezifischer Fruchtwasser-Untersuchungen und von Ultraschallgeräten besiegelt worden. Überall in Indien machten Abtreibungskliniken auf. Ehepaare wollten gezielt nur männliche Babys zur Welt bringen. In den späten 1980er Jahren machten Berichte Schlagzeilen, wonach bei Razzien in einer Abtreibungsklinik im damaligen Bombay (Mumbai) mehr als 1000 abgetriebene Föten untersucht wurden: Nur einer der Föten war männlich.

„Indien ist ein Land mit millionenfachen verlorenen Frauenleben – durch Benachteiligung, Vernachlässigung und Gewalt.“ (Amartyia Sen, Nobelpreisträger Wirtschaft. Er prägte den Begriff der „missing women“ – also der statistisch fehlenden Millionen Frauen in Ländern wie Indien und China, verursacht durch weibliche Kindstötung, Unterernährung und fehlenden Zugang zu medizinischer Versorgung)

Schätzungen zufolge wurden auf dem Subkontinent zwischen 1980 und 2010 etwa 4,2 bis 12,1 Millionen weiblicher Föten selektiv abgetrieben. Diese Praxis trägt vermutlich erheblich zum Ungleichgewicht im Geschlechterverhältnis bei, das je nach Bundesstaat bei bis zu 48:52 liegt. In einigen Bundesstaaten, wie in Haryana und dem Punjab hat dieses biologisch und medizinische Missverhältnis dazu geführt, dass viele junge Männer ihre Heimat verlassen müssen, weil sie dort keine Partnerinnen mehr finden.

Selbst bei der Ernährung benachteiligt

Haben Mädchen diese erste, tödliche Hürde in ihrem Leben überlebt, warten vor allem auf dem weiten Land weitere Hindernisse auf sie. Da wäre zunächst die Ernährung. In der traditionellen Dorfgemeinschaft, wo Familien überwiegend von Landwirtschaft und Tageslohn leben, geht die Essensverteilung oft noch immer nach der alten Regel: Erst bekommt der Ehemann und Vater, dann die Söhne, dann die Töchter und am Ende die Mutter zu essen. Chronische Unterernährung der Mädchen könnte also die Folge sein.

„In Indien zu einer Frau heranzuwachsen bedeutet, ständig zu lernen, was man nicht darf – statt ermutigt zu werden, was man alles kann.“ (Pryianka Chopra, Schauspielerin und UNICEF-Botschafterin)

Auch wenn sich die Bevölkerungsexplosion auf dem Subkontinent über die vergangenen Jahrzehnte etwas verlangsamt hat, ist die Armut in den kinderreichen Familien auf dem Land ein weiterer, entscheidender Faktor. Auch und gerade bei der Bildung. Offiziellen Statistiken zufolge ist in den Dörfern die Zahl der Analphabeten deutlich höher, als in den Städten; und Schulbildung wird den Mädchen dort eher vorenthalten, als ihren Brüdern.

Im Jahr 2011 lag die Alphabetisierungsrate in Indien offiziell bei insgesamt rund 74 Prozent, mit ca 82 Prozent bei Männern und 65,5 Prozent bei Frauen. Auch wenn diese Zahlen zu positiv erscheinen, deuten sie doch schon auf eines der Hauptprobleme. Sehr viele Millionen Frauen (und natürlich auch Männer) stehen dem indischen Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung, oder im besten Fall als Hilfsarbeiter für die üblichen Knochenarbeiten (Bau, Straßenbau, Landwirtschaft oder einfache Handarbeit in Sweatshops etc.) Außerdem erschweren sie die Bildung der Frauen im sozialmedizinischen Bereich, etwa bei der Familienplanung, der Empfängnisverhütung.

„Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und ein Stift können die Welt verändern. Bildung ist der Weg zur Emanzipation – gerade für Mädchen.“ (Malala Yousafzai, pakistanische Friedensnobelpreisträgerin)

Während die Entwicklung auf dem Lande, auch wegen fehlender Infrastruktur, nur langsam fortschreitet, verweisen die Regierungen in den städtischen Ballungsräumen auf deutliche Fortschritte. Die Alphabetisierungsrate der jungen Frauen liegt in Delhi und anderen Metropolen teils bei 90+ Prozent. Doch selbst hier hinkt die gesellschaftliche Entwicklung den Bedürfnissen und Wünschen vor allem jüngerer Frauen hinterher. Denn noch immer gelten die alten Familienregeln.

Hauptrolle der Frau ist die Mutterschaft

Die Hauptrolle der Frau ist die Mutterschaft. Noch immer wird auch die große Mehrzahl der Ehen von den Eltern arrangiert. Scheidungen sind noch immer eher selten. Gleichgeschlechtliche Liebe ist zwar seit 2018 nicht mehr verboten, doch gibt es keine anerkannten Ehen zwischen Schwulen oder lesbischen Paaren. Frauen, die “Single” leben wollen, haben es schwer, akzeptiert zu werden. Vermutlich auch wegen der fehlenden sozialen Absicherung im Alter. Die Gesellschaft auf dem Lande ist nach wie vor weitaus rückständiger, als die in den riesigen Metropolen (Großraum Delhi ca 30 Million Einwohner).

Besonders trifft die Härte der ländlichen Dorfgesellschaft die Witwen, die sehr oft völlig mittellos am Rande der Dorfgemeinschaft leben und von deren Gnade abhängen. Zwar ist “Sati”, die Witwenverbrennung, seit 1987 gesetzlich verboten, doch überlebende Frauen werden oft diskriminiert und verfolgt und von gesellschaftlichen Ereignissen ausgeschlossen. Außerdem werden sie gezwungen, weiße Kleidung zu tragen und oft in sogenannte Witwen-Ashrams – etwa in den Städten Vrindaban oder Varanasi getrieben, wo sie für eine tägliche Mahlzeit tagsüber oft stundenlang beten müssen. Ein Alter in Würde ist für diese Mittellosen unmöglich.

Mehr als 15 000 Witwen leben in Städten wie Vrindaban am Yamuna oder in Varanasi am Ganges in bitterster Armut. In sogenannten Witwen-Ashrams müssen sie täglich stundenlang beten. Ihr Lohn: Ein dürftiges Mittagessen

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english translation

Indian women are considered particularly beautiful. They have won the title of ‘Miss World’ or ‘Miss Universe’ nine times in recent decades. Indian women have made a name for themselves in large commercial enterprises and are just as successful in management as they are in science. In the United States, Kamala Harris, who is half Indian, rose to become vice president in 2020 and, four years later, even became the Democratic presidential candidate. Young Indian women today appear confident in public abroad. They work in positions of responsibility, including in international political organisations.

In India’s major cities, such as Mumbai (formerly Bombay), New Delhi, Chennai (Madras) and the former Bangalore, women of all ages appear in public as equals, whether in traditional Indian or Western clothing. Women from higher income groups drive their own cars or are driven by chauffeurs as a matter of course. But away from the public spotlight, the situation for women and girls on the subcontinent is anything but rosy. Compared to their male counterparts, girls and women, especially in rural areas, are still far too often the ‘second choice’ even in the 21st century.

Women in India are a minority

This is evident at first glance from the statistics of the world’s most populous country. There are fewer women than men on the subcontinent. While in almost all countries of the world, including poorer emerging economies, the number of women always slightly exceeds that of men (for which biological and medical factors are usually responsible), in India, with its more than 1.4 billion people, only 48.4 per cent are female.

Women are therefore in the minority, even though, according to statistics, their life expectancy in almost all states is on average three years higher than that of men. Only the southwestern Indian state of Kerala, which was long ruled by communists, has a surplus of women and an almost 100 per cent literacy rate. It is noteworthy that wherever matriarchies have historically dominated, the situation of women is also more stable.

Be wary of statistics

However, statistics on the subcontinent should be treated with caution. This is all the more true when it comes to crimes against women. According to official figures, around 450,000 crimes against women were reported across India in 2020, with an upward trend. In Germany, with its 80 million inhabitants, there were 180,000 cases of domestic violence by men in 2023. Based on India’s total population, this means that at least 3.15 million crimes against women would have to be reported there every year. It is therefore highly doubtful that India, with its 17.5 times higher population, has recorded significantly fewer crimes against women.

Very often, acts of violence against women in India are not even reported. Or they are suppressed by the authorities before charges are brought. In rural communities, some crimes, including the murder of women, are even committed with the knowledge of so-called village councils, according to Indian media reports. In most reported cases, girls and women are murdered by their husbands and mothers-in-law because the perpetrators consider the dowry to be too low. Despite a nationwide ban in the 1960s, dowries are still considered an important part of marriage contracts.

Indian criminal law protects women in theory. But in reality, they are let down by the police, the system and society.’ (Vinda Grover, human rights lawyer)

Thousands of dowry murders every year

According to official figures, 6,589 dowry murders were recorded across India in 2021. Extrapolated to the total population, that would be about three times as many femicides as in Germany. However, according to Indian media, the number of women murdered out of greed or so-called honour killings is likely to be significantly higher than the official figures. Most of the violent crimes are reported in northern India. Forty years ago, reports from the capital New Delhi made headlines when 1,300 dowry murders were recorded in a single year.

There is a silent but very real violence against women – in politics, in society, in the family. And it is visible everywhere, if you just look.’ (Arundhati Roy, writer and activist. Booker Prize winner for ‘The God of Small Things’)

Girls and women have traditionally been disadvantaged in India. Society in the north is strongly patriarchal. Girls are considered a burden on their families from birth. Men, on the other hand, have the status of ‘breadwinners’, especially in rural areas, and boys are the ‘heirs’. Women are reduced to their role as wives and mothers. Decisions – whether about education, marriage or career – are made by fathers and husbands.

Female infanticide even before birth

The relentless discrimination against girls begins in rural areas, where around 70 per cent of all Indians live, often even before birth. Female infanticide and selective abortion were commonplace on the subcontinent just a few years ago, as they were in China. The sad fate of hundreds of thousands of female foetuses was sealed with the advent of gender-specific amniotic fluid tests and ultrasound equipment. Abortion clinics sprang up all over India. Married couples wanted to give birth only to male babies. In the late 1980s, reports made headlines that more than 1,000 aborted foetuses had been examined during raids on an abortion clinic in what was then Bombay (Mumbai): only one of the foetuses was male.

India is a country with millions of lost women’s lives – through discrimination, neglect and violence.’ (Amartyia Sen, Nobel Prize winner in economics. He coined the term ‘missing women’ – referring to the millions of women statistically missing in countries such as India and China as a result of female infanticide, malnutrition and lack of access to medical care).

According to estimates, between 1980 and 2010, approximately 4.2 to 12.1 million female foetuses were selectively aborted on the subcontinent. This practice is thought to contribute significantly to the gender imbalance, which is as high as 48:52 in some states. In some states, such as Haryana and Punjab, this biological and medical imbalance has led to many young men having to leave their homes because they can no longer find partners there.

Disadvantaged even when it comes to nutrition

Even if girls survive this first deadly hurdle in their lives, further obstacles await them, especially in rural areas. First and foremost is nutrition. In traditional village communities, where families live mainly from agriculture and daily wages, food is often still distributed according to the old rule: first the husband and father eat, then the sons, then the daughters and finally the mother. This can result in chronic malnutrition among girls.

Growing up as a woman in India means constantly learning what you can’t do – instead of being encouraged to do everything you can.’ (Pryianka Chopra, actress and UNICEF ambassador)

Even though the population explosion on the subcontinent has slowed somewhat over the past decades, poverty in large families in rural areas is another decisive factor. This is particularly true in education. According to official statistics, the illiteracy rate in villages is significantly higher than in cities, and girls are more likely to be denied an education than their brothers.

In 2011, the official literacy rate in India was around 74 per cent overall, with approximately 82 per cent for men and 65.5 per cent for women. Even if these figures seem too positive, they already point to one of the main problems. Many millions of women (and of course men) are not available to the Indian labour market, or at best as unskilled workers for the usual back-breaking jobs (construction, road building, agriculture or simple manual labour in sweatshops, etc.). They also make it difficult for women to receive education in the socio-medical field, for example in family planning and contraception.

One child, one teacher, one book and one pen can change the world. Education is the path to emancipation – especially for girls.’ (Malala Yousafzai, Pakistani Nobel Peace Prize winner)

While development in rural areas is progressing slowly, partly due to a lack of infrastructure, governments in urban centres point to significant progress. The literacy rate among young women in Delhi and other major cities is over 90 per cent in some cases. But even here, social development is lagging behind the needs and wishes of younger women in particular. This is because the old family rules still apply.

The main role of women is motherhood

The main role of women is motherhood. The vast majority of marriages are still arranged by parents. Divorces are still relatively rare. Although same-sex love has not been illegal since 2018, there are no recognised marriages between gay or lesbian couples. Women who want to live ‘single’ find it difficult to be accepted. This is probably also due to the lack of social security in old age. Rural society is still far more backward than in the huge metropolises (Greater Delhi has a population of around 30 million).

The harshness of rural village society particularly affects widows, who very often live completely destitute on the margins of the village community and depend on its mercy. Although ‘sati’, the burning of widows, has been prohibited by law since 1987, surviving women are often discriminated against, persecuted and excluded from social events. They are also forced to wear white clothing and are often driven into so-called widow ashrams – for example in the cities of Vrindaban or Varanasi – where they often have to pray for hours during the day for a single meal. A dignified old age is impossible for these destitute women.

More than 15,000 widows live in cities such as Vrindaban on the Yamuna River or Varanasi on the Ganges in abject poverty. In so-called widow ashrams, they must pray for hours every day. Their reward: a meagre lunch.